Dawson-City – Silver-Trail – South Canol Road – Carcross – Whitehorse
vom 22. August – 4. September 2022
Am Tag vor unserer Abfahrt in Dawson-City Richtung Süden treffen wir Peter & Brigitte, mit denen zusammen wir das Fahrzeug in Halifax abgeholt haben. Sie kommen von Alaska und wollten eigentlich schon früher hier sein, doch die letzten vier Tage war die Fähre über den Yukon defekt und eine Überquerung des Flusses somit nicht möglich, die Alternativroute zurück Richtung Alaska und dann via Alaska-Highway und Klondike-Highway beträgt über 1’000km. Scheinbar ist dies bereits das zweite Mal diese Saison, dass die über 60 Jahre alte Fähre ausfällt und wohl viele Ferienpläne durchkreuzte.
Uns fällt auf, dass es viel weniger Fahrzeuge und Leute um das Visitor-Center, aber auch sonst in Dawson-City hat, als vor unserer Abfahrt zum Dempster Highway vor 14 Tagen. Ob dies an der defekten Fähre oder am ganz neuen Übernachtungsverbot innerhalb des Zentrums der Gemeinde für Camper liegt? Oder geht einfach die Hochsaison langsam zu Ende?
Silver-Trail
Wir kaufen noch ein paar Lebensmittel ein und müssen hier in Dawson-City wieder sehr aufpassen, dass wir keine abgelaufenen oder verdorbene Artikel erwischen. Danach füllen wir unsere Wasservorräte auf und fahren zum Silver-Trail. Es hat wenig Verkehr auf den Strassen und auf dem Asphalt fühlt es sich nach den fast 2’000km Piste extrem ruhig an.
Der Silver-Trail führt in ein Tal hinein, in welchem bis Ende der 1980er Jahre sehr viel Silber abgebaut wurde. Auch heute gibt es noch einige kleinere aktive Minen und Tagabbau-Gebiete. Wir hoffen weniger auf Silber oder sonstige Bodenschätze sondern einmal mehr auf schöne Elchbullen. An dieser Strasse haben wir vor über zwei Wochen einen jungen Elchbullen im Wasser gesehen. Wir stehen auch wieder hier, beobachten das Gewässer für mehrere Stunden, doch leider ohne Erfolg.
Am zweiten Tag unternehmen wir eine Wanderung zum Mount Haldane. Schon nach wenigen hundert Metern entdecken wir ganz frischen Bären-Kot, ob es hier sicher ist? Den Bärenspray haben wir wie immer dabei.
Entlang dem Weg nach oben finden wir Büsche mit frischen Heidelbeeren, die wunderbar schmecken. Immer wieder sehen wir auch schön leuchtende Pilze, sogar einen grossen Fliegenpilz, sehr fotogen.
Der schön breite Weg wurde früher für die Zufahrt zu einer Silbermine auf dem Berg genutzt. Leider führt er primär durch Wald, so dass wir fast nichts von der wunderschönen Umgebung sehen können. Erst nach über 5 km sind wir über der Waldgrenze und nach 6.5 km auf dem Sattel, jetzt haben wir einen wunderbaren Blick in die Weite. Aber wir wollen auch das Positive sehen: Es hatte heute fast keine Mücken.
(wie immer: auf Bild klicken, damit es schärfer wird und und in der richtigen Grösse erscheint)
Nach der Wanderung fahren wir den Silver-Trail noch bis ganz ans Ende nach Keno-City. Trotz dem Ortszusatz «City» leben hier nur noch 20 Einwohner. Früher waren es mehr, auch hier wurde einmal Silber abgebaut. Von der Ortschaft gibt es eine ca. 11 km lange Piste auf den Keno-Hill, sie ist zwar nicht sehr steil und auch sogar recht breit, hat aber an mehreren Orten ziemlich grobe Steine und auch ein paar ausgefahrene Stellen, aber mit 4×4 und Untersetzung kommen wir problemlos hoch, wir sind einmal mehr stolz auf unser Bimobil EX366. Oben hat es einen Wegweiser zu vielen Städten, auch Genf ist dabei. Die Distanzangaben stimmen allerdings nicht so ganz, steht doch für Genf die Zahl 4’600, was weder Meilen noch Kilometer sein können, denn die kürzeste Distanz an den Genfersee beträgt über 9’500 km, was 5’900 Meilen oder 5’130 Seemeilen wären.
Und dann die «Ernüchterung»: Wir dachten wieder einmal, was wir fahrerisch nicht geleistet haben und da kommt doch ein Ford Fiesta hoch, sieht zwar nicht mehr ganz taufrisch aus aber er zeigt, dass es auch ohne 4×4 und Untersetzung geht…
Hier auf 1’680müM gefällt es uns extrem gut, perfekte Fernsicht und bald ganz alleine. Und sogar mit Handy-Empfang. Hier wäre der optimale Ort für Polarlichter oder für Astrofotografie, leider meldet aber die Wettervorhersage viele Wolken. Es gibt aber immer wieder grössere Wolkenlücken und so gucken wir trotzdem bis 01:30 Uhr in den Himmel und können auch die Planeten Saturn und Jupiter sowie einige Sternbilder erkennen, doch leider keine Polarlichter. Nun, man kann nicht immer Glück haben.
Wanderungen
Hier auf dem Berggipfel wurde bis Ende der fünfziger Jahre Silber gefördert, an anderen Orten im Tal wird das immer noch getan. Es gibt verschiedene Wanderwege, die wir heute abspazieren wollen. Auf den Karten von Openstreet-Map fehlen sie noch, doch ich zeichne die Route mit dem Handy auf und übertrage sie am Abend auf die Openstreet-Karte, in der Online-Version sind sie sofort für alle ersichtlich, in den Karten zum Runterladen dauert es jeweils ein paar Wochen.
Es sind typische kanadische Wanderwege, am Anfang Schotterstrasse, dann «normale» Wanderwege und am Schluss sieht man den Weg fast gar nicht mehr, doch es hat immer wieder Zeichen, Markierungen oder Steinmännchen. Am Start der Wanderung steht ein Hinweis, dass man nicht ohne GPS loswandern soll, um den Rückweg auf jeden Fall wieder zu finden und sich nicht in der Weite des Yukon zu verlaufen…
Alpenschneehuhn
Beim Abstieg, es ist jetzt kein Weg mehr sichtbar, hören wir plötzlich ein komisches Gurren, das für mich irgendwie zwischen Schweinegrunzen und Froschquaken tönt. Wir suchen im Gelände woher das Geräusch kommen könnte, entdecken in der Richtung des Geräusches aber nichts, jedoch voraus einige Schneehühner, wobei bei diesen die Unterseite und die Füsse schon viele weisse Federn aufweisen. Danach plötzlich wieder dieses Gurren. Ich steige den Hügel nochmals hoch in die Richtung der Geräusche und entdecke nach einigem Suchen dann auch hier Schneehühner. Scheinbar ist hier gerade die Herbstbalz in Gange. Die Tiere haben keine grosse Scheu und ich kann sie gut beobachten, leider habe ich immer noch nur 200mm Brennweite, aber die Tiere kommen tatsächlich immer näher…
Am Abend bestimme ich die Tiere via die App Google Lens und erhalte die Antwort: Alpenschneehuhn. Aber wir sind hier ja gar nicht in den Alpen? Darauf lese ich in Wikipedia, dass das Alpenschneehuhn auf der ganzen nördlichen Halbkugel vertreten ist und immer diesen Namen trägt, also auch in Island, Nordamerika, Japan oder Russland.
Auf der zweiten kürzeren Wanderung treffen wir auf eine alte Silber-Mine und noch etwa hundert Meter Schiene mit Wagen sowie weitere Wagen neben den Schienen.
Duncan Creek Road
Auf dem Weg zurück zum Klondike-Highway nehmen wir eine etwas andere Route und fahren von Keno-City nach Mayo nicht auf dem Silver-Trail sondern nehmen die Duncan Creek Road, eine etwas schmalere und weniger befahrene Piste. Am Anfang warnen Schilder, dass hier grosse Maschinen auf den Strassen unterwegs sind und tatsächlich kreuzen uns bald zwei Sattelschlepper. Und dann steht plötzlich ein Riesenbagger vor uns, er ist viel zu breit zum kreuzen. Der Führer steigt aus, kommt lächelnd auf uns zu und fragt ganz höflich, wie es uns gehe und so. Dann meint er ganz cool, wir seien ja schneller als er und sollten bitte hinter die nächste Kurve zurückfahren, er werde dort dann ganz an den Rand fahren. Und so klappte es dann tatsächlich, Jupi ist ja ein schmaler.
Abstecher zum Ethel-Lake
Wir fahren weiter, Richtung Ethel-See, hier soll es gemäss dem Wildlife Viewing Guide vom Yukon Visitor-Center Elche geben. Die Strasse zum Ethel-Lake ist wieder eine Naturstrasse und nach einigen Kilometern kommen uns zwei Pickup-Camper entgegen, also ein Pickup mit aufgesetzter Wohnkabine. Das erste Fahrzeug hält und die Insassen entpuppen sich als Schweizer, haben uns an unserem Nummernschild erkannt. Sie erzählen, dass es oben extrem schön sei, aber die Strasse etwas komisch.
Wir fahren weiter, lassen noch etwas Luft raus und finden die Strasse wunderbar, «dank» eines Waldbrandes haben wir immer wieder gute Fernsicht. Oben hat es einen Camping-Platz, leider sind davon viele Plätze ziemlich in den Bäumen, auch sonst hat es vorallem Bäume, es gefällt uns nicht wirklich. So können die Wünsche und Bedürfnisse unterschiedlich sein.
Wir nehmen das Frühstück ein und fragen dann diverse Leute auf dem Campingplatz, ob sie hier Elche gesehen hätten, doch niemand weiss etwas genaueres. Wir möchten Elche fotografieren und nicht nur in der Ferne im Wald zwischen den Bäumen durchhuschen sehen, dies scheint uns hier eher nicht möglich zu sein. Da es hier auch keine Wanderwege oder sonstigen Pfade gibt, auf denen man dem Seeufer entlang oder im Wald spazieren könnte, beschliessen wir, wieder runter zu fahren, sparen uns die 20 Dollar Campinggebühren und kaufen uns weiter unten dann einen Tüte Kirschen für diesen Betrag. Wir sind schon richtig süchtig nach diesen grossen Kirschen aus British Columbia, sie schmecken fantastisch.
Versorgung
Bevor wir auf den Robert Campbell Highway einbiegen, wollen wir noch einmal tanken. An der ersten fahren wir vorbei und an der zweiten kommt kein Diesel raus, hmmm. Hier hätten wir eigentlich schon tanken müssen, denn es sind fast 300 km bis zur nächsten und wenn diese auch geschlossen ist, ist nicht gut. Wir ändern deshalb unsere Route und kommen nach etwas über 100 km in die Ortschaft Carmacks. Für mich tönt dieser Name eher wie ein Auto-Sendung des Fernsehsenders DMAX. Logisch, dass es bei diesem Ortsnamen etwa drei Tankstellen und einen kleinen Supermarkt gibt, wo wir unsere Vorräte ebenfalls ergänzen können. Wir verziehen uns danach etwas ins Hinterland und finden mit Hilfe der App iOverlander einen schönen Platz, wo wir wieder einmal den Grill anwerfen.
Faro
Am nächsten Tag wollen wir das Visitor-Center von Carmacks besuchen, doch es scheint längerfristig geschlossen zu sein, die Fensterläden sind zu und alles ist mit Vorhängeschlössern verriegelt. So fahren wir weiter auf den Robert Campbell-Highway, den wir schon auf der Hinfahrt benutzt haben. Dieses Mal steuern wir noch die Ortschaft Faro an, ein Minenstädtchen, in dem früher Blei und Zink abgebaut wurde und das heute noch rund 400 Einwohner hat. Im Visitor-Center sagt man uns, wir könnten an den Rand der Mine fahren, aber nicht ins Gelände rein. Wir versuchen es, doch schon einige Kilometer vor der Mine kommt ein Verbotszeichen. Gut haben wir eine Drohne…
Die Minen sind riesig, hier wurden bis in die neunziger Jahre Bodenschätze abgebaut, jetzt wird sie vom Staat unterhalten, was das auch immer genau heisst.
Aber mit der Drohne entdecken wir einmal mehr wunderbare Bachläufe, die wir von Auge gar nicht sehen, obwohl wir praktisch daneben parken. Diese Wasserläufe mit den vielen Inselchen sind einmal mehr richtige Kunstwerke.
Unten bei der Dorfeinfahrt steht noch einer der alten grossen Lastwagen, mit denen früher die Gesteinsbrocken transportiert wurden und wo Jupi problemlos Platz fände.
South Canol Road
Wir wollen diesmal nur bis Ross River auf dem Robert Campbell Highway fahren und dann weiter über die South Canol Road westwärts. Diese Piste wurde auch während des zweiten Weltkrieges zusammen mit dem Alaska-Highway gebaut. Entlang der Strasse wollte man eine Pipeline verlegen, durch die die Truppen mit Benzin versorgt hätten werden sollen. Der Name Canol steht für Canada Oil. Doch die Kosten liefen aus dem Ruder und das Pipeline-Projekt wurde bald wieder gestoppt.
Bevor wir auf diese Piste einbiegen, füllen wir unseren Tank in Ross River noch einmal mit Diesel und fotografieren die Rosthaufen beim Ortsschild. An mehreren Orten der Strasse stehen alte Wracks, oder sollte man Oldtimer sagen, die noch aus der Bauzeit der Strasse stammen. Kurz nach dem Abzweiger besuchen wir den Lapi-Canyon, eine etwa dreihundert Meter lange Schlucht über die eine Stahlbrücke führt.
Die rund 220 km lange Naturstrasse führt bis auf 1’300m hinauf, meistens befindet man sich auf rund 800 müM. Es hat wenig Verkehr und gefällt uns sehr gut. Wir treffen unterwegs ein Schweizer Ehepaar mit einem Pickup-Camper, halten an und sprechen sicher 30 Minuten lang mitten auf der Strasse mit ihnen. Während dieser Zeit kommt kein einziges Fahrzeug.
Auch auf dieser Strasse ist die Ansicht von oben immer wieder faszinierend, die Drohne kommt regelmässig zum Einsatz. Am Strassenrand sehen wir immer wieder Alpenschneehühner wegfliegen, denen scheint es hier auch zu gefallen. Auch hier scheint die Herbstbalz begonnen zu haben und wir treffen einmal einen ganz schönen Hahn an, der nicht wegrennt.
An mehreren Orten sehen wir, wie die Strasse ursprünglich gebaut wurde: Auf horizontalen Holzstämmen. Diese Holzteile treten an verschiedenen Orten an die Oberfläche. Wahrscheinlich ist da schon lange kein Grader mehr durchgekommen, sonst wären diese sicher kaputt.
Carcross
Am Ende der South Canol Road kommen wir auf den Alaska-Highway. Von hier aus fahren wir Richtung Westen nach Carcross. Der Ortsname hat übrigens nichts mit einer Auto-Kreuzung zu tun sondern ist die Abkürzung für Caribou Crossing, also der Ort wo die Karibu-Herden durchkamen. Wir halten hier aber nicht nach Karibus Ausschau, sondern besuchen die kleinste Wüste der Welt, sie ist nur 2.6 km2 gross. Und in dem Örtchen gibt es wunderbares Glacé und Minidonuts, mmmhhh.
Etwas nördlich von Carcross liegt der Emerald Lake, ein grün leuchtender See, der auf dem Weg nach Whitehorse liegt, unserem nächsten Ziel.
Whitehorse
Whitehorse ist die Hauptstadt des Yukon Territoriums (eine Art kanadische Provinz mit eingeschränkten Rechten) und hat rund 25’000 Einwohner, zwei Drittel des ganzen Territorium. Zu unserer Überraschung sehen wir hier auch eine französischsprachige Schule und hören in der Stadt und auf Wanderwegen immer wieder Leute französisch sprechen. Die Zweisprachigkeit scheint hier gefördert zu werden.
Die Stadt war und ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Früher waren es die Goldgräber, die vom Pazifik via Skagway/Alaska, über den Whitepass nach Carcross und dann hier hin kamen und auf Flussraddampfer umstiegen, womit sie nach Dawson-City runter fuhren. Dann wurde im zweiten Weltkrieg der Alaska-Highway gebaut, der natürlich durch die Stadt führt und viel Militär und Bauarbeiter hierhin «schwemmte». Heute kommen hier Alaska-Highway und Klondike-Highway für einige Kilometer zusammen und trennen sich nach der Stadt wieder. Jeder Lastwagen, jeder Tourist, der nach Alaska oder Dawson-City fährt, kommt hier durch.
Wir sind wieder zurück in der Zivilisation, es gibt hier mehrere Supermärkte mit guter Qualität und auch zwei Waschsalons, von denen wir einen besuchen. Das letzte Mal wuschen wir unsere Kleider in Calgary vor fünf oder sechs Wochen… Und hier gibt es wieder einmal unsere Lieblings-Pizzeria, die Boston-Pizza, die wir an einem unserer Abende besuchen, mmmhhhh.
Lachstreppe
Whitehorse liegt am Fluss Yukon und dieser wird hier für die Stromgewinnung genutzt, dazu gibt es mehrere Turbinen. Damit die Lachse trotzdem weiter den Fluss hoch schwimmen können, wurde mit dem Bau dieser Anlage auch eine lange Fischtreppe errichtet, die wir heute besichtigen wollen. Eigentlich dachte ich, wir können in die Fischtreppe reinschauen und sähen dann überall Lachse, doch dem ist leider nicht so. Einerseits kann man nur an wenigen Orten direkt reinschauen und andererseits sind wir etwas spät, d.h. am meisten Lachse schwimmen zwischen Mitte Juli und Mitte August hoch.
An der Mündung des Yukon schwimmen normalerweise bis zu 400’000 Lachse vom Meer in den Fluss rein und dann den Fluss resp. die verschiedenen Seitenflüsse hoch, hier in Whitehorse kommen im Schnitt noch etwa 1’100 Stück pro Jahr an. Doch dieses Jahr war ein sehr schlechtes Jahr, an der Mündung kamen nur rund 40’000 Stück an und hier in Whitehorse sind bis jetzt erst 147 Stück die Fischtreppe hoch gekommen. Die genauen Gründe sind unklar, wie immer ist die Klimaerwärmung ein möglicher Faktor, aber auch die Überfischung…
Die Ausstellung der Fischtreppe entlang ist sehr gut gemacht und hier hat es fix zwei Leute, welche die Fischtreppe überwachen und jeden hochkommenden Lachs zählen, das Geschlecht und weitere Details bestimmen. Eine Mitarbeiterin erzählt uns, dass die Lachszahlen nicht überall zurück gingen, sie sei letzte Woche in Juneau, Alaska gewesen und dort stimmten die Zahlen. Heute sind hier bis jetzt sechs Stück hochgeschwommen und wir haben Glück, es kommt gerade der siebte Lachs des Tages hoch, ein wunderbares Exemplar. Oben wird er gefangen genommen; es ist ein männlicher, wilder Lachs, dessen Sperma im Aufzuchtprogramm verwendet werden wird. Auf diese Art werden pro Jahr 150’000 Junglachse wieder in den Yukon zurück gegeben, damit soll der Bestand gesichert werden.
Wanderungen und Polarlichter
Wir bleiben einige Tage in der Umgebung von Whitehorse, auch weil die Polarlicht- und Wettervorhersagen gut sind. Wir fahren rund 20 km in den Norden zum Fish-Lake auf rund 1’100 müM, einer Art Hochebene. Tatsächlich haben wir Glück und schon in der ersten Nacht an diesem Ort sehen wir die Polarlichter, es tanzt zwar nicht so wie in Dawson-City, scheint aber doch recht intensiv. Wieder beginnt das Spektakel um 23:30 Uhr, zuerst nur ganz schwach, dann immer stärker. Bis fast gegen 2 Uhr morgens schauen wir uns die Lichter an, am Schluss beobachten wir sie vom Bett aus im Jupi. Wir betrachten auch sonst die Sterne und Sternbilder, auch die Milchstrasse zeigt sich, wenn auch wegen des Polarlichts nicht ganz so intensiv wie sonst.
Am nächsten Tag unternehmen wir eine Wanderung auf einen Hügel in der Nähe, auf den ein schöner Wanderweg führt. Ich schätze die Distanz auf ein oder zwei Kilometer bis zum Gipfel, am Schluss sind es fünf. Wie immer sind wir zuerst im Wald, kommen aber bald über die Baumgrenze und haben eine schöne Fernsicht, es ist allerdings ziemlich windig. Beim Abstieg kommt uns eine Reisegruppe auf Pferden entgegen, etwa 15 Personen und mindestens nochmals so viele Packpferde. Ein Gespräch kommt nicht richtig in Gange, es ist ja eine Reisegruppe, die wollen vorwärts. Aber immerhin erfahren wir, dass sie 10 Tage unterwegs sein werden.
Defekte an Jupi
Am Hecki-Dachfesnter ist ein Metallplättchen durchgerostet und weggefallen, das als Sicherungsring eines Bolzens diente. Wir ersetzen es durch eine passende M4-Schraube mit selbsthemmender Mutter, die wir hier in Dawson-City kaufen können. Die meisten Schrauben hier sind zwar in Zoll-Grösse, doch es hat auch ein Gestell mit metrischen Schrauben.
Starke Polarlichter
Wir sehen in der Vorhersage für die Polarlichtintensität, dass zwischen dem 2. und 5. September auf der ganzen Nordhalbkugel sehr starke Polarlicht-Ausbrüche stattfinden sollen. Die Frage ist nun, wo ist der beste Standpunkt, um diese zu sehen und zu fotografieren? Die Konsultation unserer verschiedenen Wetterapps ergibt ein klares Bild: Weit und breit gibt es keine stabile Wetterlage, die Vorhersagen sind ungenau und wechseln dauernd…
Wir beschliessen deshalb hier in Whitehorse zu bleiben und darauf zu hoffen, dass es an einem der Nächte gutes Wetter gibt.
In der Nacht vom 3. auf den 4. September haben wir Wetterglück, zwar ist es nicht ganz wolkenlos aber man wird hier in Kanada mit den Ansprüchen bescheiden. Obwohl unser Standpunkt am Fisch-See (Fish-Lake) rund 20km nördlich von Whitehorse liegt, kommen sehr viele Autos mit sehr vielen Leuten. Es ist wie in Dawson-City nicht einfach zum Fotografieren, die Leute laufen mit Taschenlampen herum und die Autoscheinwerfer strahlen auch immer wieder in die Kamera.
Die Polarlichter sind diese Nacht aber extrem intensiv, sie kommen bereits etwas früher als in den vergangenen Tagen und die Ausdehnung ist von Anfang an viel grösser, oft über den ganzen Himmel. Und es gelingt uns noch ein ganz spezielles Bild: Unser Jupi unter seinem Namensgeber, dem Planeten Jupiter und unter intensivem Polarlicht.
Für die nächsten Nächte sind wieder Wolken angesagt, wir verlassen deshalb Whitehorse und fahren südwärts Richtung British Columbia. Vielleicht haben wir ja nochmals Glück und finden ein wolkenloses und einsames Plätzchen.
Unsere Route
Im folgenden unsere Route auf der Karte, die wir mit Jupi während dieses Bericht-Zeitraums gefahren sind. Jupi sendet alle 15 Minuten seine Position via Spot Satelliten-Tracker an uns, deshalb folgt die Route nicht genau der Strasse, sondern macht etwas «Abkürzungen».
Die aktuelle Position von Jupi, wie auch die gesamte Route unserer Nordamerika-Reise seit dem 26. Mai 2022, ist auf dieser Seite zu finden: https://www.jupi.bvision.ch/jupispot/
Hallo ihr Lieben
So toll, dass ihr die Nordlichter so erleben durftet! Die Weiten und Ausblicke sind atemberaubend, wir wünschen Euch viel Glück!
M&M
Liebe M&Ms
Herzlichen Dank, wir sind immer noch überwältigt.
Sonnige Grüsse aus British Columbia
Bettina und Reto