Jeder Abschied ist auch ein Neuanfang
Am 26. April 2019 hatte nun auch Bettina ihren letzten Arbeitstag. FĂŒr das AbschiedsapĂ©ro liess sie sich von Sonja, einer Kollegin aus dem Vollyball, unseren Jupi als Torte backen. Dies ist oder war wohl das sĂŒsseste und am besten schmeckende Bimobil EX366, welches es je gab, denn alles wurde aufgegessen.
Die nĂ€chsten Tage verbrachten wir mit letztem «Ausmisten» unseres Hauses und vorallem putzen. Als unsere erste Nacht in unserem neuen Lebensabschnitt «(fast) nur noch im Camper wohnen» datierten wir den 2. auf den 3. Mai und diese verbrachten wir auf dem Mont-Vully, unserem Hausberg bei Sugiez, wo wir bisher wohnten. Es regnete zwar den ganzen Tag, doch als wir abends hochfuhren zeigten sich einige Sonnenstrahlen und auch am nĂ€chsten Morgen war der Himmel gnĂ€dig mit uns.
Danach fuhren wir nochmals zu unserem Haus runter um den Finish bezĂŒglich Endreinigung und letztes AufrĂ€umen unseres Hauses in Angriff zu nehmen. Es wurde spĂ€ter Nachmittag, bis wir endlich losfahren konnten, den Camper nochmals mit 5 ZĂŒgelkartons gefĂŒllt, die wir bei meinen Eltern deponieren konnten. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Schöftland und Verabschiedung von meinen Eltern und meiner Schwester mit Familie fuhren wir gleich weiter, denn wir wollten unbedingt unsere zweite Nacht im Ausland verbringen, auch wenn es nur ein Meter hinter der Grenze wĂ€re. Doch wir kamen weiter als nur ein Meter und ĂŒbernachteten auf einem wunderbaren Stellplatz in Neuhausen ob Eck, ca. 50 km nach Singen auf unserem Weg Richtung Norden. Am Morgen kauften wir uns beim BĂ€cker frisches Brot, welches mit der schweizer Konfiture und dem schweizer Honig wunderbar schmeckte.
Weiter Richtung Norden kauften wir eine Prepaid SIM-Karte von Aldi: FĂŒr ⏠10.– kriegt man 2.5 GB Daten um im Internet zu surfen (wenn man es richtig macht – wir Lölis kauften allerdings nur 1 GB fĂŒr 6.99 – aber man kann natĂŒrlich nachladen). Da in der EU Roaming-GebĂŒhren verboten sind, können wir damit zu den gleichen Konditionen auch in Polen, Litauen, Lettland surfen. Die Registrierung und Identifizierung war nicht ganz einfach und verbrauchte etwa 4 Std. unserer Zeit, benötigte man doch eine DEUTSCHE Adresse, also irgend eine deutsche Adresse, irgend eine – es muss sie einfach geben⊠FĂŒr die Identifizierung war eine Videoverbindung mit einem speziellen Dienstleister notwendig, dem man sein Gesicht und die ID zeigen musste und der dann kontrollierte ob alles zusammen passt, die ID nicht gefĂ€lscht war etc. FĂŒr diese Videoverbindung brauchten wir natĂŒrlich eine WiFi/WLAN-Verbindung, schlussendlich funktionierte diese bei einmn McDonalds âŠ
Jetzt haben wir unseren portablen LTE-Router (Huawei E5885L) mit der Aldi-SIM Karte bestĂŒckt, der Router erzeugt ein WLAN und darauf greifen wir nun mit unseren beiden Smartphones und Laptops zu – eigentlich wie zu Hause. Bei den Windows-Laptops gibt es einfach das Problem, dass die wie verrĂŒckt und unkontrollierbar Programme und Betriebssysteme aktualisieren und schwupp die wups sind 250 MB und mehr weg. Deshalb benutzen wir den Router primĂ€r mit den beiden Smartphones, schauen die Wetterberichte an, benutzen WhatsApp, lesen die Mails oder surfen im Internet. Hier kann man die Apps eigentlich so einstellen, dass sie von sich aus keine Verbindung ins Internet aufnehmen. Auf dem LTE-Router sieht man direkt die verbrauchten Megabytes, sehr praktisch.
Wir sendeten also unsere ersten WhatsApp-Nachrichten mit Bilder von blauem Himmel in SĂŒddeutschland – und erhielten kurz darauf die Antwort aus der Schweiz, dass es dort erneut einen Wintereinbrucht mit Schneefall bis in die Niederungen gab.
Also weiter Richtung Norden, da scheint das bessere Wetter zu herrschen.
In Mellrichtstadt (Franken) fanden wir sogar einen Stellplatz mit Tischtennistisch und blieben dort gleich zwei NÀchte, es ist wunderbar, so ist das Leben wunderbar. Wir besichtigten das StÀdtchen, gingen joggen, spielten Tischtennis und genossen einfach das Leben.
Als nĂ€chstes steuerten wir die Mecklenburgische Seenplatte an, im speziellen die MĂŒritz der grösste Binnensee Deutschlands. Es ist schön, der Raps blĂŒht und leuchtet bei Sonnenschein richtig stark. Es hat erst wenige Touristen, Vorsaison. Die HĂ€fen sind noch fast leer und auf dem See sind trotz schönstem Wind keine Segelboote zu entdecken. Im kleinen Hafen von Sietov Dorf halfen wir einem Ă€lteren Ehepaar beim Festmachen ihres Mietwohnbootes, der ablandige und vorallem kĂŒhle Wind machte ihnen etwas zu schaffen.
Auch auf unserem (ersten kostenpflichtigen) Stellplatz war noch nicht viel los. DafĂŒr gab es ein gutes WiFi und wir konnten mit unseren Laptops surfen bis sie rauchten, denn es gab kein Daten- oder Zeit-Limit und scheinbar auch keine Nachbarn, mit denen wir die Bandbreite teilen mussten. Genial!
Unsere Papierpost zu Hause wird alle zum ePostoffice der Post umgeleitet, der Umschlag gescannt und auf einem uns zugĂ€nglichen Internetportal zur VerfĂŒgung gestellt. Dort schauen wir diese Umschlagscanns an und entscheiden ob auch der Inhalt gescannt werden soll oder ob der Brief/die Zeitung oder was auch immer gesammelt und einmal im Monat an eine definierte Adresse geschickt werden soll oder ob das gescannte Objekt direkt vernichtet werden soll. Wir gingen deshalb mal all unsere Post durch und liessen schlussendlich alles vernichten, also kaum anders als zu Hause, wo auch das Meiste im KĂŒbel landete.
Danach fuhren wir weiter in den MĂŒritzer Nationalpark. Die vielen BĂ€ume schĂŒtzten gut vor dem kĂŒhlen Wind und wir gingen gleich eine Runde joggen, es lĂ€uft sich wunderbar auf den vielen Velowegen. Im Nationalpark, der frĂŒher ein TruppenĂŒbungsplatz der roten Armee war, gibt es vorallem eins: BĂ€ume, teilweise sehr alt, eingebettet in fĂŒr uns Schweizer riesigen WĂ€lder.