Waterton-Lakes NP – Calgary – Wells-Gray PP – Banff und Jasper NP – Grande Prairie

Vom 13. – 26. Juli 2022

Auf Naturstrassen Richtung Calgary

Wir fahren nicht auf dem schnellsten Weg vom Waterton-Lakes Nationalpark nach Calgary sondern nehmen ab der Ortschaft Crowsnest Pass den Highway 40, teilweise auch als Highway 940 bezeichnet. Die Strasse fĂŒhrt entlang dem Vorgebirge der Rocky Mountains, hier Foot-Hills genannt. Wir unternehmen ein paar Wanderungen, um ĂŒber die HĂŒgel zu sehen. Der grösste Teil der Strecke ist Kiesstrasse, es staubt gewaltig hinter Jupi her, ein Grund die Drohne steigen zu lassen und die Szenerie auf Speicher zu bannen. Es windet zwar ziemlich, mit dem Wind ist die Drohne ĂŒber 40km/h schnell, gegen den Wind noch knapp 20km/h, dafĂŒr hat es kaum MĂŒcken – aber eben nur kaum und nicht keine…

Es hat praktisch keinen Verkehr auf dieser trockenen Gravel-Road, den ganzen Tag kreuzen uns nur wenige Pickups. Internet resp. Handy-Empfang haben wir keinen, ausser bei einer Wanderung auf einen HĂŒgel hinauf. Da laden wir schnell die Sendung «Echo der Zeit» des Schweizer Radios herunter und hören sie dann am Abend zum Essen, so sind wir informiert was in der Schweiz und auf der Welt so lĂ€uft. Wir ĂŒbernachten an einem Picknick-Parkplatz gleich neben der Strasse, es gibt ja keinen VerkehrslĂ€rm, starten den Grill und legen Fleisch und in Alu verpackte Kartoffeln drauf, Mmmmhhh.
(wie immer: auf das Bild klicken, damit es schÀrfer und grösser wird)

Auf dem Weg nach Norden sehen wir zwei Rocky Mountain Schafe am Strassenrand, die mit ihren teils stark gebogenen Hörnern sehr interessant aussehen. Dabei kommen wir mit einem amerikanischen PĂ€rchen aus Seattle ins GesprĂ€ch, die von Jupi sehr angetan sind. Sie möchten nach Europa reisen, dort ein Bimobil EX366 oder etwas Ă€hnlich kaufen und dann damit ein Jahr lang auf dem alten Kontinent herumreisen, bevor sie es nach Amerika verschiffen. Ob dies wohl möglich sei? Wir diskutieren lĂ€ngere Zeit, was es fĂŒr HĂŒrden bezĂŒglich Versicherung und Einlösen zu Umschiffen gibt und schlussendlich laden sie uns nach Seattle ein, wenn wir Kanada via Vancouver Ende Oktober verlassen werden.

Wir befinden uns immer noch in der Provinz Alberta und möchten eigentlich die zweite Nacht in einem der vielen Provinz-Parks verbringen. Die Preise sind allerdings horrend, zusĂ€tzlich zum Übernachtungspreis auf dem Campingplatz ohne Infrastruktur muss man noch tĂ€glich 15 Dollar ParkgebĂŒhren bezahlen, d.h. dann fĂŒr eine Nacht ĂŒber 50 Dollar, man hat hier wohl sehr viele Touristen. Die grossen Nationalparks Banff und Jasper sind gleich um die Ecke, ob dies die Preisspirale nach oben treibt?

FĂŒr uns stimmt da das Preis-LeistungsverhĂ€ltnis nicht mehr, wir kehren wieder um und ĂŒbernachten auf einem Pass ausserhalb des Parks, den wir schon auf dem Hinweg gesehen haben. Vor dem Pass wird vor der sehr schlechten Strasse gewarnt, d.h. es hat wohl nur sehr wenig Verkehr, gut fĂŒr uns.

Boxenstopp in Calgary

Calgary ist wohl fĂŒr einige Monate die letzte Grossstadt, die nĂ€chste wird wahrscheinlich im Oktober Vancouver sein, dazwischen nur noch Provinz.

In Calgary steht fĂŒr einmal Jupi im Mittelpunkt, d.h. er erhĂ€lt alle möglichen Arten von Zuneigung und Pflege. Bettina hat die Aufbaukabine bereits vor ein paar Tagen innen grĂŒndlich gereinigt, als ich den letzten Bericht fertig schrieb. Jetzt wird er von mir auf einem Waschplatz fĂŒr grosse Fahrzeuge noch aussen grĂŒndlich gereinigt, von seinem Dreck und Staub der vielen Gravel-, Dirt- und Rough-Roads der letzten 8’000km befreit. Teilweise wurde die staubige Fahrbahn mit irgend einer Art Öl besprĂŒht, damit es weniger stark staubt, doch dieser Dreck klebt ziemlich hartnĂ€ckig unter dem Fahrzeug, aber mit dem Hochdruckreiniger geht alles weg. Von Hand mit Lappen und Seifenwasser gehe ich dann noch den ĂŒbrigen hartnĂ€ckigen Stellen nach und auch alle Scheiben im Fahrerhaus werden innen und aussen grĂŒndlich gereinigt, genau gleich wie der gesamte Innenraum der Fahrerkabine.

Wir entdecken, dass der Lack der Motorhaube an zwei oder drei Stellen beschÀdigt ist und Bettina malt diese Stellen nach, denn von Tartaruga resp. ihrer Carrossiere haben wir die beiden Farben in kleinen Dosen erhalten.

Jupi in der Waschanlage

Die von uns befahrenen Naturstrassen bereiten fĂŒr Lack und Scheiben eigentlich kaum Probleme, denn da hat es sehr wenig Verkehr und die wenigen Leute fahren sehr vernĂŒnftig, d.h. ĂŒberholen kaum und wenn dann biegen sie erst sehr spĂ€t wieder ein, so dass keine Steine auf das Fahrzeug fliegen können. Das grössere Problem sind Steinchen oder Rollsplitt auf vielbefahrenen asphaltierten Strassen. KĂŒrzlich ĂŒberholte uns ein Fahrzeug mit massiv ĂŒberhöhter Geschwindigkeit auf einer frisch gesplitteten Strasse, so dass die Steinchen nur so in alle Richtungen flog und einer davon mit voller Wucht unsere Windschutzscheibe traf und Peng, ein kleiner Hick mit drei etwa 5 – 7mm langen Rissen, hier Chips oder Rock-Chips genannt erzeugte. Wir klebten das sofort mit einem durchsichtigen Klebeband zu und fahren hier in Calgary zu einer Autoscheiben-Reparatur, von denen es zu unserer Überraschung sehr viele gibt, SchĂ€den durch Rock Chips scheinen hier in Alberta sehr hĂ€ufig vorzukommen. Die Reparatur geht sehr schnell von statten, nach kaum 15 Minuten ist der Defekt repariert und kaum noch sichtbar. SpĂ€ter entdecken wir im Internet YouTube-Videos in denen erklĂ€rt wird, wie man solche SchĂ€den auch selber reparieren kann, welches Reparatur-Kit am besten geeignet ist. Im nĂ€chsten Canadian Tire Store kaufen wir dann zwei dieser Reparatur-Sets, denn dies war sicher nicht unser letzter Rock Chip / Steinschlag.

Rotation der Reifen

Mit den neuen Pneus haben wir seit dem Wechsel in der Schweiz bereits 10’000 km abgespult. Die hinteren Reifen haben schon 3.5 mm Gummi verloren, vorne sind es nur zwei bis drei Millimeter. So kommt das noch unbenutzte Reserverad hinten rechts hin und das vordere rechte Rad nach hinten links und umgekehrt. So haben wir jetzt hinten wieder mehr Profil als vorne. Da wir immer mal wieder ein unbekanntes Quietschen hören, das wie ein Brems-Quietschen tönt, kontrollieren wir auch die Bremsen, können aber nichts Aussergewöhnliches feststellen.

Weiter fĂŒllen wir zum ersten Mal seit Halifax den Gastank nach, aktuell sind wir bei knapp 20%. Die meisten CO-OP Tankstellen hier haben auch Propane-ZapfsĂ€ulen, perfekt. Auch kaufen wir hier gleich noch einen Kanister mit AdBlue und fĂŒllen damit unseren Tank wieder ganz voll.

BĂŒroarbeiten – PEAX

FĂŒr unsere Brief-Post in der Schweiz haben wir eine spezielle Adresse, ein Postfach bei der Firma PEAX, welche alles fĂŒr uns einscannt, so dass wir tagesaktuell immer alles auf dem Internet anschauen können, wenn wir denn Empfang haben. Nun hat PEAX leider das System geĂ€ndert, eigentlich zum Besseren, doch wir mĂŒssen nun alle unsere Absender informieren, dass sie die Post nicht mehr an die spezielle PEAX-Adresse senden, sondern wieder normal nach Sugiez, wo sie dann von der Post an PEAX weitergeleitet wird. FĂŒr uns jetzt leider gerade etwas umstĂ€ndlich und mit einigem Aufwand verbunden, auch weil unsere Fragen von PEAX teilweise nicht beantwortet werden.

Zum Abschluss all unserer Arbeiten in Calgary gehen wir zu Boston-Pizza eine feine Pizza essen, bereits in Halifax haben wir dort sehr gut gegessen, auch hier schmeckt es uns wieder wunderbar.

Via Icefields-Parkway zum Wells Gray Provinz Park

Wir haben Hochsaison und versuchen deshalb eigentlich, den bekannten Hotspots auszuweichen, d.h. vorallem die hier wohl berĂŒhmtesten westkanadischen Nationalparks Banff und Jasper. Deshalb fahren wir auf einen Tipp hin den Wells Gray Provinz Park an, hier soll es sehr schöne WasserfĂ€lle geben. Der Weg dorthin fĂŒhrt uns «aber» auf dem Icefields-Parkway quer durch die beiden erwĂ€hnten Nationalparks Banff und Jasper. Es gefĂ€llt uns allerdings trotz der vielen Leute sehr, die offene Landschaft und die wilden, unverbauten BachlĂ€ufe mit ihren vielen kleinen Inseln sind einmalig. Deshalb lassen wir kurz vor der Einfahrt in den Nationalpark Banff noch einmal unsere Drohne steigen und machen ein paar Bilder von oben, denn im Park ist das Fliegen von Drohnen nicht erlaubt.

Uns erinnert das Hochtal von Banff und Jasper, eben da wo die Parkstrasse der Eisfelder durchfĂŒhrt, einmal mehr ans Engadin in der Schweiz. Wie vermutet wimmelt es hier von Leuten, die ParkplĂ€tze sind alle sehr gut gefĂŒllt, man ist nirgends alleine. Das Touristinfo-Zentrum ist mehr eine Verkaufsstelle fĂŒr verschiedene kommerzielle AktivitĂ€ten, informiert wird nur wenig, vieles ist wegen Covid-19 leider geschlossen. Auf einen Gletscher kann man zum Beispiel mit speziellen Bussen fahren, wir unternehmen aber nur eine Wanderung bis zum Rand des Gletschers.

Uns gefallen auch die sehr schönen WasserfĂ€lle. Eigentlich sage ich immer: «Wasserfall-Fotografie ist Schlechtwetterfotografie», denn der Kontrast zwischen dem hellen Wasser und dem oft dunkeln Fels ist bei Sonnenschein meist viel zu stark. Aber dank Graufilter und Mehrfachbelichtungen, natĂŒrlich vom Stativ aus, gelingen uns ein paar schöne Langzeitbelichtungen.

Wir verlassen die Nationalparks noch am gleichen Tag und ĂŒbernachten weiter unten im Tal, in der NĂ€he des höchsten Berges der kanadischen Rocky Mountains, dem 3954 Meter hohen Mount Robson. Leider ist er fast immer in Wolken gehĂŒllt.

Inland-Regenwald

Der Wells-Gray Provinz Park liegt bereits in British Columbia, der westlichsten Provinz in Kanada und in dieser Region gibt es auch den einzigen kanadischen Inland-Regenwald. British Columbia beherbergt gemĂ€ss Wikipedia fast einen Viertel des weltweiten Regenwaldes der gemĂ€ssigten Breiten, der grösste Teil davon an der regenreichen KĂŒste. Ein Wald wird gem. Wikipedia dann als Regenwald bezeichnet, wenn pro Jahr mindestens 2000 mm Regen fallen, also zwei Meter. In der Schweiz betragen die Niederschlagswerte 900 – 1200 mm/Jahr, Spitzenreiter ist die SĂ€ntisregion mit rund 2800 mm/Jahr, also auch schon Regenwald?

Die WasserfÀlle in diesem Provinz-Park sind wirklich topp, wir sind begeistert. Der Park hat zwei CampingplÀtze, die erste Nacht sind wir auf dem kleineren, von den ca. 50 PlÀtzen sind aber nur gut eine Handvoll besetzt.

Als wir uns am nĂ€chsten Morgen zu einem weiteren Wasserfall aufmachen, sehe ich am Boden sich etwas bewegen, sieht aus wie ein KĂ€fer, aber irgendwie bewegt er sich etwas komisch. Bei genauerem Hinschauen entdecke ich, dass es sich um kleine Frösche handelt, knapp zwei Zentimeter lang. SpĂ€ter entdecken wir unter einem Baumstamm ein wunderschönes gelbes Exemplar, das wir mit Stativ und Makroobjektiv in aller Ruhe ausgiebig fotografieren können. Das Fröschlein scheint sich dort sicher zu fĂŒhlen und bewegt sich ĂŒberhaupt nicht, so dass Belichtungszeiten von einer halben Sekunde möglich sind. Überall wo es ein wenig feucht ist, sehen wir sie nun umher hĂŒpfen. Trotz Suche im Internet konnte ich von den drei gesichteten Arten nur eine identifizieren.

Leider hat es aber auch sehr, sehr viele MĂŒcken. Ich spreche mit einem Park-Ranger darĂŒber und er erklĂ€rt, dass wir hier in einem Regenwald seien und solange es feucht sei, habe es auch MĂŒcken. Und da es hier meist viel Wasser habe, gebe es immer feuchte Stellen und deshalb habe es hier auch immer viele SteckmĂŒcken. Grrrrr….

Wir unternehmen am Nachmittag eine gut 14 km lange Wanderung durch den Regenwald und werden dabei von den MĂŒcken fast aufgefressen, mĂŒssen uns etwa alle 45 Minuten neu mit AntimĂŒckenspray einsprayen. Am liebsten wĂŒrde ich den BĂ€renspray, den wir auch dabei haben, gegen die MĂŒcken richten aber dies wĂ€re dann mit Kanonen auf Spatzen geschossen…
Die teils sehr grossen BĂ€ume wĂ€ren zwar wunderschön, auch andere, teils sehr grossblĂ€ttrige Pflanzen, doch bei dieser MĂŒckenplage mögen wir kaum zum Fotografieren still stehen und unsere Wanderung gleicht eher einem Power-Walking. Auch andere Wanderer, die uns kreuzen, scheinen ziemlich verzweifelt zu sein und machen ein entsprechendes Gesicht…

Wir beschliessen darauf, von diesem Provinz-Park vorzeitig abzureisen, mit diesen vielen MĂŒcken gefĂ€llt es uns hier ĂŒberhaupt nicht. Auch ist man hier immer zwischen resp. mitten in den BĂ€umen und sieht praktisch nichts von der Landschaft. Dann lieber in den vollen aber wunderschönen und mit viel weniger MĂŒcken behafteten Nationalpark Jasper, so unser Plan.

Jasper Nationalpark

Wir steuern unsere Ankunft auf dem Whistlers-Campingplatz in der NĂ€he der Ortschaft Jasper wieder so, dass wir kurz vor 10 Uhr ankommen und haben einmal mehr GlĂŒck: Wir erhalten einen Platz, obwohl wir nichts reserviert haben und auf allen Schildern steht, dass hier ausgebucht sei. «Es hat heute Morgen jemand annulliert, ihr könnt diesen Platz gerne haben», sagt die freundliche Angestellte hinter dem Tresen.
Genial, wir fahren auf den Platz, wo wir auch Handy-Empfang haben und frĂŒhstĂŒcken in aller Ruhe.

Danach machen wir uns zu Fuss in die Ortschaft auf. Es gibt viel, vorallem viele Touristen. Aber auch sehr gutes Glacé, mmmmhh.

Am Nachmittag versuchen wir nochmals, Bettinas Wanderschuhe zu reparieren, die Sohle hat sich gelöst. Wir haben sie zwar bereits in Calgary frisch angeleimt, doch nun haben sie sich erneut gelöst, einfach an einem andern Ort. Wir entfernen den hinteren Teil der Sohle ganz, streichen erneut den Kontaktkleber ein, warten zwanzig Minuten bis alles trocken ist und pressen die Sohle dann auf den Schuh. Danach ein Test ob es hĂ€lt, ja es hĂ€lt aber jetzt löst sich der Schaumstoff-Teil des Schuhs einfach einen halben Millimeter weiter oben auf. Da ist Hopfen und Malz verloren. Schade um die sehr guten Schuhe, die wir extra fĂŒr unseren drei monatigen Island-Aufenthalt von 2015 gekauft hatten.

Zum Nachtessen gibt es einen feinen Gratin aus dem Backofen und ich backe gleich danach wieder ein frisches Brot, diesmal mit Vollkorn-Mehl vom CO-OP. Auch dieses schmeckt hervorragend. Da die MehlsĂ€cke hier 2.5kg gross sind, backe ich jeweils ein Brot mit 625g Mehl, das hĂ€lt dann rund vier Tage und ist bis am Schluss sehr knusprig, ĂŒberhaupt nicht trocken.
Danach gehen wir nochmals in die Ortschaft die verschiedenen SportgeschĂ€fte abklappern, finden aber auf die Schnelle keine passenden Wanderschuhe fĂŒr Bettina.

Tal der fĂŒnf Seen und Maligne-Tal

Am nĂ€chsten Tag stehen wir rechtzeitig auf und unternehmen noch vor dem FrĂŒhstĂŒck eine knapp 5 Kilometer lange Wanderung zum Tal der fĂŒnf Seen. Diese Bergseen leuchten alle ganz grĂŒn, wunderschön.

Nach dem FrĂŒhstĂŒck fahren wir mit dem Auto ins Maligne-Tal, an dessen Ende der gleichnamige See liegt. Wir sehen unterwegs einen Hirsch mit riesigem Geweih am Strassenrand trinken und fressen; er lĂ€sst sich von uns vielen Touristen, die mit ihren Fahrzeugen neben ihm stoppen, ĂŒberhaupt nicht stören. Hier werden diese grossen Hirsche mit dem hellen Po ĂŒbrigens Elk genannt, und ein Elch ist hier ein Moose. Ein paar Minuten spĂ€ter entdecken wir ein Nest mit einem Weisskopfseeadler, darin sitzt ein Jungvogel, wohl noch nicht ganz flĂŒgge. Ein paar BĂ€ume daneben sitzt einer der Altvögel, beide absolut unbeweglich, drehen höchstens den Kopf hin und her. Ob der Altvogel den Erstflug beobachten will?

Der Maligne-See ist umgeben von felsigen Bergen und etwa in der Seemitte gibt es eine ganz kleine Insel namens Spirit-Island, was etwa so viel wie Geister-Insel heisst. Dorthin wollen wir, was aber nur auf dem Wasserweg möglich ist, deshalb haben wir eine Tour mit einem Schiff dazu gebucht. Es hat natĂŒrlich viele Leute hier und der Parkplatz ist rappelvoll. Doch unser schmaler Jupi findet auf dem PW-Parkplatz problemlos eine LĂŒcke.
Da diese Insel so berĂŒhmt ist, fĂ€hrt alle 15 Minuten ein Boot los; wir haben die Premium-Tour gebucht, die 120 Minuten statt nur 90 Minuten dauert und erst um 17 Uhr losfĂ€hrt. So haben wir optimales Licht und mehr Zeit auf der Insel zum Fotografieren, was sich auch wirklich lohnt.

Elch-See

Wir versuchen schon lange einen mĂ€nnlichen Elch zu fotografieren und ich habe deshalb auch einen Ranger gefragt, wo die grösste Chance sei, so ein Tier zu sehen. Er antwortete: «Vor Sonnenauf- oder nach Sonnenuntergang am Maligne-See». Und im FĂŒhrer steht, dass am kleinen Elch-See ganz in der NĂ€he auch immer wieder Elche zum Trinken und Fressen kommen. So wandern wir noch kurz vor unserer Schiffsfahrt zum Elch-See, finden aber nichts ausser MĂŒcken. Nach der Schiffsfahrt kochen wir gemĂŒtlich Z’Nacht und gehen dann noch einmal zum See, warten dort bis neun Uhr, aber wieder keine Elche. DafĂŒr eine wunderschöne Lichtstimmung und noch zwei Enten, die uns eine Flug-Show bieten.

BĂ€ren

Bereits auf unserer ersten Durchquerung der Nationalparks Banff und Jasper auf dem Icefields-Parkway haben wir zwei BĂ€ren in der NĂ€he der Strasse gesehen. Diese zu entdecken ist ĂŒbrigens bei diesem Menschenaufkommen nicht schwierig, denn an einem solchen Punkt stehen immer ganz viele Autos. Es gibt hier SchwarzbĂ€ren und Grizzlies, auch BraunbĂ€ren genannt wobei es auch braune SchwarzbĂ€ren und schwarze BraunbĂ€ren gibt. Am einfachsten sind die beiden durch ihren vorhandenen oder nicht vorhandenen Höcker hinter dem Hals zu unterscheiden: Mit Höcker = Grizzly, ohne Höcker = SchwarzbĂ€r.

Als wir am frĂŒheren Morgen des letzten Tages den Overflow-Campingplatz verlassen, ruft Bettina plötzlich: «Da rechts oben ist ein BĂ€r.» Ich sitze auf dem Beifahrersitz und habe so beste Sicht auf ihn. TatsĂ€chlich, auf der etwa zwei bis drei Meter hohen Strassenböschung grast in aller Ruhe ein brauner BĂ€r, mit einem Höcker hinter dem Kopf, als ein Grizzly. Mit seinem herausschauenden Eckzahn sieht er nicht gerade zum Streicheln aus. Bettina fĂ€hrt langsam rĂŒckwĂ€rts und ich fotografiere aus der offenen Dackluke ĂŒber dem Bett, praktisch auf Augenhöhe mit dem BĂ€r – genial, wie Safari.

Weiterfahrt Richtung Norden

Danach verlassen wir den Jasper Nationalpark. Es hat sich wirklich gelohnt, trotz all dieser vielen vielen Leute nochmals hierhin zu kommen. In unseren Augen sind diese beiden Nationalparks Banff und Jasper zurecht die berĂŒhmtesten der Rocky Mountains, in unseren Augen klar die schönsten und empfehlenswertesten. Und mit etwas GlĂŒck findet man auch in der Hochsaison einen Platz ohne Reservierung, vorallem im Jasper NP, denn dort gibt es einen sogenannten Overflow-Campingplatz, wo man nicht im voraus reservieren kann und es gemĂ€ss iOverlander eigentlich immer Platz gibt. Wir benutzten diesen die letzte Nacht, kamen erst gegen 23 Uhr an und es hatte immer noch diverse freie PlĂ€tze.
Und eine gute ErgĂ€nzung oder ein guter Einstieg in die Rocky Mountains ist aus unserer Sicht auch der Waterton-Lakes Nationalpark im SĂŒden, den wir in unserem letzten Bericht beschrieben haben, wo es weniger Leute unterwegs hat und wir auch zwei wunderschöne Wanderungen unternahmen.

Grand Prairie

Wir fahren weiter Richtung Norden, nach Grande Prairie, mit 63’000 Einwohner die grösste Ortschaft im Nordwesten der Provinz Alberta. Kurz vor der Stadt ĂŒberholt uns ein Sattelschlepper und biegt viel zu frĂŒh vor uns wieder ein und schon macht es ganz laut Peng, ein Stein hat unsere Frontscheibe getroffen. «Nein, nicht schon wieder», rufe ich und sehe schon eine defekte Stelle in der Scheibe und bin ziemlich niedergeschlagen. Als wir in Grand Prairie ankommen und die Stelle untersuchen, entdecken wir aber, dass mein vermeintlicher Einschlag nur ein «atomisiertes» Fluginsekt war. Ich reinige die ganze Scheibe und finde keinen neuen Rock Chip, der Stein hat die Scheibe nicht beschĂ€digt. «Uff, da hatten wir noch einmal GlĂŒck gehabt.»

Hier haben wir etwas Zeit und ich schreibe diesen Bericht zu Ende. Bettina findet in einem SportgeschÀft dann noch einen halbhohen, sehr leichten Salomon-Wanderschuh. Perfekt, damit wÀre auch dieses Problem gelöst.

Wir ĂŒberprĂŒfen nochmals mittels mehreren Quellen, ob es auf dem Dempster-Highway wirklich genĂŒgend Dieseltankstellen gibt oder ob wir noch einen Ersatzkanister mitnehmen sollten. Doch es sieht gut aus, nur am Anfang von Dawson-City bis Eagle Plains gibt es 400 km keine Tankstellen, danach alle rund 200 km. Am Schluss dann von Inuvik nach Tuktoyaktuk und wieder nach Inuvik zurĂŒck sind es rund 280 km, das sollte also auf allen Etappen auch bei sehr schlechten StrassenverhĂ€ltnissen problemlos reichen und selbst wenn eine Tankstelle ausfallen wĂŒrde, wĂŒrden wir es noch bis zur nĂ€chsten schaffen.

Unsere Route

Im folgenden unsere Route auf der Karte, die wir mit Jupi wĂ€hrend dieses Bericht-Zeitraums gefahren sind. Jupi sendet alle 15 Minuten seine Position via Spot Satelliten-Tracker an uns, deshalb folgt die Route nicht genau der Strasse, sondern macht etwas «AbkĂŒrzungen».

Die aktuelle Position von Jupi, wie auch die gesamte Route unserer Nordamerika-Reise seit dem 26. Mai 2022, ist auf dieser Seite zu finden: https://www.jupi.bvision.ch/jupispot/


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2 Antworten

  1. Super Fotos aus Kanada, die aus der Drone und Langzeit der WasserfĂ€lle. Danke auch fĂŒrs Berichten ĂŒber Jupi (Scheibenreparatur, Radwechsel). Ihr macht auch fast alles selbst. Was hattet ihr eigentlich fĂŒr Berufe?
    Weiterhin viel Schönes, wir schÀtzen EX366 auch sehr.

    • bvision sagt:

      Hallo Maria
      Super, dass euch unsere Bilder gefallen. Es es ist aber auch wirklich sehr schön zum Reisen hier in Kanada, eigentlich ein optimales Reiseland mit viel Infrastruktur und trotzdem hat man eine riesige Natur zum Erforschen. Interessant, dass du das GefĂŒhl hast, dass wir viel selber an Jupi machen, wir haben das GefĂŒhl wir wissen viel zu wenig ĂŒber das Fahrzeug. Wir stammen beide aus Handwerker-Familien, vielleicht ist fĂŒr uns deshalb vieles «normal». Ich hĂ€tte gerne vor der Reise noch einen Schrauber-Kurs ĂŒber den Mercedes-Teil gemacht, aber ich habe nichts gefunden, fĂŒr andere Marken wie Land Rover oder Iveco gibt es viele Angebote. Hier in Nordamerika ist es aber auch nicht nötig, man findet ĂŒberall gute Mechaniker, die wir allerdings bis jetzt nicht an Anspruch nehmen mussten.

      Sonnige GrĂŒsse aus dem Yukon
      Reto

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