Nordamerika-Pläne 2022
Verschiffungspläne 2021
Nachdem es im 2021 wegen Corona unmöglich war, wie ursprünglich geplant nochmals in die Mongolei zu fahren, diesmal über den Pamir Highway in Tadschikistan, suchten wir nach Alternativen. Unser Reiseziel sollte in einer sicheren sowie gut geimpften Region liegen und so kamen wir rasch auf Nordamerika (= Kanada, USA und Mexiko). Allerdings waren im 2021 die USA und Kanada bis im November für ausländische Touristen geschlossen und im Winter nach Kanada zu verschiffen war nicht unser Ziel. Eine Alternative wäre eine Verschiffung von Jupi nach Veracruz in Mexiko gewesen, doch nach einer genaueren Internet-Recherche war uns die Verschiffung dorthin zu gefährlich. Neben vielen Internetberichten bestätigte uns auch Seabridge, dass von den wenigen Verschiffungen, die sie in dieses Land resp. diesen Hafen vornähmen, einige Fahrzeuge im Hafen ausgeraubt würden. Also von wenigen Fahrzeugen werden einige Fahrzeuge geleert, das war uns zu riskant. So blieben wir das ganze 2021 in Westeuropa und planten unsere Nordamerika-Reise für 2022.
Welcher Hafen?
Relativ rasch war klar, dass für unsere Bedürfnisse eigentlich nur Halifax in Kanada als Zielhafen in Frage kommt, denn wir möchten wenn irgendwie möglich mehr als 12 Monate in Nordamerika herumreisen. Bis 2019 gab es zwischen Kanada, den USA und Mexiko die Freihandelszone NAFTA. In diesem Abkommen wurde unter anderem auch festgelegt, dass ausländische Fahrzeug maximal ein Jahr zollfrei in diesen drei Ländern herumfahren dürfen. Der damalige US-Präsident Donald Trump fand dieses Abkommen aber für die USA als sehr nachteilig und er drohte es immer wieder zu kündigen. Auf den 1. Januar 2020 wurde deshalb ein Nachfolgeabkommen namens USMCA zwischen den drei Ländern in Kraft gesetzt und scheinbar gibt es dort keine solche Bestimmung mehr, d.h. jedes Land definiert jetzt selber wie lange ein ausländisches Fahrzeug zollfrei im Land bleiben darf. Da seit 2020 wegen Corona der ausländische Tourismus zum Erliegen kam, gibt es aber noch keine praktischen Erfahrungen dazu.
Mexiko ist am grosszügisten und man kann das Fahrzeug bis zu 10 Jahre zollfrei im Lande belassen. In Kanada gilt grundsätzlich ein Jahr, doch ich las, dass dies kaum kontrolliert würde. Nur die USA scheinen strenge Bestimmungen zu haben und diese teilweise auch durchzusetzen: Bei einer Verschiffung von Jupi direkt in die USA, würde das Fahrzeug dort speziell registriert und man könnte praktisch nach 12 Monaten nicht mehr mit dem Fahrzeug einreisen (ohne es zu verzollen), ausser man hätte das Fahrzeug wieder via die USA ausgeschifft. Bei einer Einreise in die USA über die Landgrenze von Kanada (oder Mexiko) wird das Fahrzeug anders registriert und man solle so ohne Probleme mehrmals einreisen können, also z.Bsp. 6 Monate Kanada, 12 Monate USA, 3 Monate Mexiko und dann wieder Einreise in die USA.
Zeitpunkt
Eigentlich wollten wir so früh wie möglich nach Kanada verschiffen, d.h. März oder April, denn Halifax liegt auf der gleichen geografischen Breite wie Bordeaux. Doch der Winter bleibt in Südostkanada wegen dem fehlenden Golfstrom viel länger als in Westeuropa und auch im April hat es noch ziemlich Schnee, die Winter dort sind echt hart. Eine Verwandte von Bettina lebt seit mehreren Jahren in Québec und wir sind mit ihr in regem Kontakt. Deshalb haben wir uns nun für anfangs Mai entschieden, dann gibt es auch wieder mehr Flüge.
Wir haben jetzt einen Platz für die Abfahrt auf der 300m langen RoRo-Fähre «Atlantic Star» von Montag, 2. Mai 2022 von Hamburg nach Halifax reserviert, Jupi müssen wir spätestens am 28. April um 9 Uhr im Hafen der Elbestadt abgeben. RoRo steht für Roll On – Roll Off, d.h. die Fahrzeuge fahren selbständig auf die riesige Fähre, werden nicht mit einem Kran eingeladen oder zuerst in einen Container verstaut (für einen Container wäre Jupi, unser Bimobil EX366 zu gross). Mit diesen Fähren werden oben Container und unten Neufahrzeuge transportiert, das Verschiffen von Wohnmobilen ist einfach noch Zugabe.
Theoretisch könnte man mit dem Schiff auch mitreisen, doch anfangs Mai über den Nordatlantik ist nicht gerade unsere Traumkreuzfahrt. Wir werden nach Abgabe des Fahrzeuges gleich nach Québec fliegen und uns dort schon etwas einleben, bevor Jupi etwa zwei Wochen später in Halifax ankommen wird, das etwa 1’000km östlich davon liegt. Theoretisch soll die Schiffspassage von Hamburg nach Halifax 14 Tage dauern, gemäss Internet-Recherchen gibt es aber oft Verspätungen. Wir sind ja gespannt…
Verschiffungsagentur
Als Verschiffungsagentur haben wir Seabridge gewählt. Neben Seabridge gibt es natürlich noch andere Agenturen, die eine Verschiffung nach Halifax anbieten, die teilweise auch günstiger sind. Neben dem guten Ruf in der Szene haben wir uns aber auch für Seabridge entschieden, weil das Fahrzeug nicht leer sein muss sondern nur «blickdicht», d.h. man darf die Schränke «füllen» (bis auf Waffen, Drogen und Lebensmittel ist fast alles erlaubt). Wenn man wie wir einen abschliessbaren Aufbau hat, muss der Schlüssel dazu nicht abgegeben werden, d.h. niemand kann in die Wohnkabine, wenn man nicht dabei ist. Auch hilft Seabridge wenn man in Nordamerika Probleme hat, da sie dort wegen ihren eigenen Reisen viele Kontakte haben.
Bei andern Agenturen muss das Fahrzeug teilweise komplett leer sein oder man muss eine genau Inventarliste vorlegen oder darf nur ganz bestimmte Waren mitnehmen oder muss den Schlüssel zum Aufbau auch abgeben.
Jede Agentur hat somit ihre Vor- und Nachteile, wie immer ist die Wahl ein Kompromis.
Die Kosten richten sich nach dem Volumen des Fahrzeuges, d.h. Länge x Breite x Höhe. Das Gewicht spielt keine Rolle. Damit das Fahrzeug möglichst kurz ist, montieren wir die Sandboards und den Veloträger ab und verstauen dieses Material in der Heckgarage. Velos nehmen wir keine mit, kaufen solche später in den USA, wenn sie uns fehlen würden. Reserverad nehmen wir nur das unter dem Heck befestigte mit, kein zweites hinten am Heck montiertes, wie auf der Mongolei-Reise.
Visa
In Kanada kann man als Schweizer oder EU Bürger bis zu 6 Monate ohne Visum herumreisen, das sollte für den Sommer und Herbst 2022 ausreichen, auch in Mexiko dürfen wir 6 Monate visumsfrei herumreisen.
In den USA ist der Aufenthalt ohne Visum auf 3 Monate begrenzt, deshalb haben wir ein sogenanntes B2 Visum beantragt. Mit diesem Touristenvisa erhält man ebenfalls die Möglichkeit 6 Monate am Stück im Land herumzureisen. Je nach Grenzbeamter und den Unterlagen die man bei der Einreise in die USA diesem vorlegt, soll es manchmal auch möglich sein eine Aufenthaltserlaubnis von 12 Monaten zu kriegen, was wir natürlich anstreben.
Für die Beantragung des B2 Visums füllten wir bereits im Frühling 2021 das entsprechende Online-Formular der US-Botschaft in Bern aus, bezahlten die Gebühr von Fr. 160.– pro Person und vereinbarten den dazu notwendigen Interviewtermin. Wegen Corona wurde dieser Termin aber bald annulliert und wir mussten einen neuen Termin buchen, der dann wegen Corona erneut annulliert wurde etc. Aktuell haben wir einen Termin für den 29. März 2022 und hoffen sehr, dass es jetzt klappt. Das B2 Visum hat eine Gültigkeit von 10 Jahren, d.h. innerhalb dieser 10 Jahre kann man immer wieder für 6 Monate einreisen. Das Visum bleibt auch gültig, wenn der Pass abläuft, man muss dann bei der Einreise einfach den alten Pass mit dem Visum (das nicht durchlocht sein darf) und den neuen Pass vorlegen.
Versicherungen
Die Haftpflichtversicherung für europäische Fahrzeuge gilt nur für die auf der grünen Versicherungskarte aufgeführten Länder, das sind bis auf wenige Ausnahmen (Mittelmeeranrainer wie Marokko, Türkei etc.) alles europäische Staaten, der amerikanische Kontinent gehört nicht dazu. Bereits auf unserer Russland – Mongolei – Mittelasien – Reise mussten wir ab Russland an der Grenze zu jedem Land eine länderspezifische lokale Haftpflichtversicherung abschliessen, immer extrem günstig, aber auch mit einer extrem tiefen Deckung von nur einigen Tausend Franken.
Auch für Nordamerika braucht es deshalb eine lokale Haftpflicht-Versicherung, die einerseits im Voraus abgeschlossen werden muss, aber nicht früher als vier Wochen im Voraus. In den Jahren 2017 – 2019 gab es sehr viele Änderungen, welche Gesellschaft noch für welche ausländischen Fahrzeugtypen was abschliesst und zu welchen Konditionen, vor allem ältere LKWs hatten teilweise grosse Probleme eine Versicherung zu finden. Coronabedingt gibt es für die letzten zwei Jahre keine Erfahrungsberichte mehr. Wir sind jetzt am vorevaluieren.
Unsere Vollkasko-Versicherung haben wir bei der Mobiliar-Versicherungsgesellschaft und dazu nun auf den 1. Mai 2022 eine weltweite Deckung erhalten, dies war bei der Mongolei-Reise noch nicht möglich. Doch dank dem Hinweis eines befreundeten EX366-Fahrers aus Zofingen (nochmals merci Andi) und der Intervention unseres Versicherungs-Agenten Lorenz-Steiner Versicherungen aus Riken/AG bei der Mobiliar, waren wir schlussendlich erfolgreich. Dies hat zur Folge, dass das Fahrzeug weiter in der Schweiz eingelöst sein muss. Bei Vorweisung der bezahlten nordamerikanischen Haftpflichtprämie erstattet die Mobiliar uns die Schweizer Haftpflicht-Prämie zurück. Damit wir während unserer Reise nicht plötzlich ein Aufgebot vom Strassenverkehrsamt zur Fahrzeugprüfung erhalten, führen wir Jupi im April nochmals vor (in Deutschland = TÜV).
Eine Variante, die viele machen ist, die Nummer bei der Fahrzeugabgabe im Hafen abzuschrauben und diese dem Strassenverkehrsamt zurück zu senden, das Fahrzeug im Heimatland auszulösen, den Fahrzeugausweis aber zu behalten. In Amerika montiert man dann sogenannte Nummernschilder-Kopien an das Fahrzeug und nutzt nur die dortigen Versicherungen. So richtig legal ist es nicht, aber überprüfen tut es im Ausland auch niemand, ausser ev. bei einem schweren Unfall. Wenn man mehrere Jahre mit dem Fahrzeug von zu Hause weg ist, bleibt einem fast nur diese Option, da man ja im Ausland keine Fahrzeugprüfung / TÜV vornehmen kann.
Weiter ist noch eine Seetransportversicherung für die Seereise notwendig, die wir wohl direkt bei Seabridge abschliessen werden.
Krankheit und Unfall haben wir bereits via eine Zusatzversicherung bei unserer Krankenkasse weltweit gedeckt (CSS). Wichtig ist vorallem, dass diese Deckung für die ganze Reisedauer gültig ist und nicht nur für 4 Wochen oder so. Leider ist es für uns Schweizer als nicht EU-Mitglied nicht mehr möglich von den günstigen deutschen Auslandsversicherungsprämien zu profitieren.
Externe Links bezüglich Verschiffung nach und Reisen mit dem eigenen Fahrzeug in Nordamerika
Es gibt viel interessantes auf dem Internet zu diesem Thema zu finden. Infolge Corona war es aber 2020 und 2021 nicht möglich nach Halifax zu verschiffen, deshalb sind die meisten Infos nicht mehr ganz aktuell. Folgend drei externe Links, die mir geholfen haben.
- Womo-Abenteuer (Forum): Mit dem eigenen Wohnmobil durch Kanada und die USA – Blaupause für Reisemobilverschiffer
- Panamericana Info (Forum): Reise-Infos (Verschiffung und Versicherungen)
- Zu Hause im Wohnmobil (private Seite): Vorbereitungen USA-Reise 2017
Bonjour Reto et Bettina,
il y a longtemps que j’attendais des nouvelles concernant votre superbe mega magnifique géant grand voyage dans le GRAND NORD, et je suis très content pour que cela fonctionne, et vous me faite très très envie
Patrick, Catherine et Galiléo
Salut Patrick
Il y a mille petites choses à faire, tout prend du temps mais lentement et sûrement le voyage prend forme. Peut-être nous nous rencontrerons au Canada ?
Bettina, Reto und Jupi
Hallo Bettina und Reto,
haben alle eure Unternehmungen interessiert verfolgt, hätten euch beinahe getroffen, denn wir waren auch im Januar im Torqual de Antequera mit Womo unterwegs.
Für eure große Reise wünschen wir euch viele spannende Erlebnisse und sind schon neugierig auf eure Berichte..
Ganz liebe Grüße
Ingeborg, Ralf und Ingo
Hallo Ingeborg und Ralf
Das wäre natürlich super gewesen, wenn wir euch dort oben getroffen hätten. Seit ihr mit eurem Mobil auch bis oben gefahren? Merci für alles.
Sonnige Grüsse, auch an Ingo den wir leider noch nicht kennen
Reto