Bei den Vulkanen in der Auvergne

Unser Jupi ist unser zu Hause, auch im Winter. Ausser während einer rund einwöchigen Werkstattzeit, lebten und leben wir ausschliesslich in unserem Camper. Die Wintermonate Dezember bis Mitte Februar verbrachten wir in der Schweiz, mehrheitlich im Unterland. Aber wir frönten auch knapp vier Wochen dem Wintercamping im Engadin und den Waadtländer Alpen, wo wir jeweils zum Langlaufen hin fuhren. Obwohl der diesjährige Winter (bis jetzt) nicht sehr streng war, gab es einige Male tiefe Temperaturen bis -20°C und auf einer Fahrt über den Julier (2… müM) hatte es Schnee, war recht rutschig und hatte starke Windböen, was die Sicht sehr verminderte, so dass wir die Schneeketten montierten. Da wir schon am Vortag mit dieser Möglichkeit rechneten, übten wir es zuerst noch einmal im «Trockenen», denn der letzte Einsatz lag schon einige Jahre zurück.

Doch jetzt wollen wir in den Süden Richtung Iberische Halbinsel, in die Wärme, den frühen Frühling geniessen. Da wir jetzt alle Zeit der Welt haben, brausen wir nicht wie sonst über die Autobahn nach Genf und von dort Richtung Süden ans Mittelmeer und weiter nach Spanien, sondern nehmen es ganz gemütlich und fahren quer durch Frankreich, ohne dabei gebührenpflichtige Autobahnen zu benutzen. Fährt man von Pontarlier Richtung Bordeaux, so kommt man automatisch am «Massiv Central» und damit der Auvergne vorbei, einer 800 – 1’000 Meter hohen, sanft geschwungenen Hochebene. Und hier gibt es verschiedene Gebiete mit Vulkanen, unter anderem die rund 35km lange Chaîne des Puys (Vulkankette), die je nach Quelle 80 bis 100 Vulkane umfasst, die alle als erloschen gelten. Puy ist gemäss Wikipedia die französische Bezeichnung für die Form eines vulkanischen Berggipfels im Zentralmassiv. Die Puys haben meist die Form eines Kegels oder einer Kuppe. Mit 1’465 Meter ist der Puy de Dôme der höchste Vulkan dieser Kette und unser erstes Ziel. Weiter im Süden des Zentralmassivs, gibt es mit dem Puy de Sancy (1’885müM) und dem Puy de Mary (1’783müM) noch höhere Berge vulkanischen Ursprungs, sie sind aber nicht mehr als Kegel erkennbar und gehören auch nicht zur Chaîne des Puys. Die Vulkane wurden übrigens erst im Jahre 1752 als solche erkannt, davor glaubte man, dies seien alte Festungsbauwerke der Römer.

Wir möchten natürlich auch ein paar schöne Bilder machen und deshalb kommt hier unsere neuste fotografische Errungenschaft zum Einsatz, unsere fliegende Kamera. Wir haben uns am Black Friday (November 2019) eine Drohne erstanden, um damit Fotos aus einer neuen Dimension zu belichten, Luftaufnahmen. Zu unserer Überraschung hat es zu dieser Jahreszeit sehr viele (französische) Touristen. Da Drohnen von vielen Menschen als Belästigung empfunden werden, fliegen wir hier nur zu Randzeiten, d.h. vorallem am Morgen früh und hoffen so möglichst niemanden zu stören. Bei unseren Wanderungen merken wir allerdings auch, dass tagsüber ein recht kräftiger Wind bläst, der das Fliegen sowieso mehrheitlich verunmöglichen würde.
Die Drohne vom Typ DJI Mavic Platinum kann einerseits recht kompakt zusammengefaltet werden und liegt andererseits trotz ihrer Kompaktheit extrem stabil in der Luft. Ich bin einige wenige Male mit Racing-Drohnen geflogen, da ist jede Sekunde höchste Aufmerksamkeit erforderlich und die Steuerknüpel der Fernsteuerung sollten nie losgelassen werden. Bei dieser Foto-/Video-Drohne kann man die Steuerknüpel fast jederzeit loslassen, sie steht dann sofort in der Luft still, z.Bsp. wenn man irgendwie unsicher ist oder wenn man die optimale Position für ein Foto sucht, um auf dem Bildschirm das Vorschaubild der Kamera zu betrachten. Trotzdem haben wir es uns zur Gewohnheit gemacht, dass eine Person die Fernsteuerung in der Hand hat und fliegt (=Pilot) während die zweite Person das an der Fernsteuerung angeschlossene Tablet in den Händen hält und damit die Kamerafunktionen steuert (=Kamerafrau/-mann). Der Pilot kann so immer die Drohne im Auge behalten, die schon bei einer Entfernung von 300m winzig klein und kaum noch sichtbar ist.

Auf den Puy de Dôme führt wie weiter oben erwähnt eine Zahnradbahn. Eine erste wurde anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gebaut, 14.7 km von Clermont-Ferrand bis auf den Gipfel, aber der Betrieb wurde bereits 1925 wieder eingestellt. 2010 wurde dann erneut ein Anlauf unternommen, mit Schweizer Unterstützung. Die Planung und Ausführung der Oberbauarbeiten wurde von den Schweizer Firmen Sersa und Laurent Membrez ausgeführt und die Züge stammen von Stadler Rail aus der Ostschweiz. In ganz Frankreich gibt es übrigens nur fünf Zahnradbahnen.

Das geniale hier sind die vielen kegelförmigen Vulkane. Je nach Vulkan sind die Krater mehr oder weniger gut sichtbar und mit Hilfe von Luftaufnahmen gelingt diese Sichtbarmachung natürlich noch besser.

Wir suchten auch nach Vulkanen mit Kraterseen. Solche gibt es ebenfalls, allerdings ist dort kein Vulkankegel (mehr) zu sehen.

Beim Lac Pavin fand übrigens auch die letzte Erruption eines Vulkans im Zentralmassiv statt, man hat Asche gefunden, die rund 4’500 Jahre alt sein soll. Andere Quellen schreiben, dass der letzte Ausbruch vor knapp 6’000 Jahren stattfand, auf jeden Fall zu einer Zeit, wo hier bereits Menschen lebten. Zur Zeit der Höhlenbewohner von Lascaux mit den berühmten, knapp 20’000 Jahre alten Höhlenmalereien, waren die Vulkane auf jeden Fall noch aktiv. Lascaux liegt ca. 100km südwestlich des Zentralmassivs.

Googelt man im Internet nach «Grösstem Vulkan Europas» erhält man fast immer den Ätna als Antwort. Der Ätna ist zwar mit einer Höhe von 3’350m der höchste Vulkan Europas, die Fläche beträgt dabei aber «nur» 1’570km2. Noch grösser bezüglich der Fläche ist der Vogelsberg in Deutschland mit einer Fläche von 2’500km2 und der grösste Vulkan Europas ist der Cantal in der Auvergne, ganz im Süden des Zentralmassivs. Er bedeckt eine Fläche von 2’700km2 und war einmal rund 3’000 Meter hoch. Aktiv war er zum letzten Mal vor rund 3 Millionen Jahren. Heute hat die Bergkette, Monts du Cantal genannt, einen Durchmesser von 80km und die höchsten Gipfel sind auf fast die Hälfte herunter erodiert: Der Plomb du Cantal hat noch eine Höhe von 1’855m und der Puy Mary eine von 1’783m und genau dorthin fuhren wir zum Schluss unserer Auvergne-Tour hin.

Panorama von Monts du Cantal / Puy de Mary mit Smartphone

Neben Vulkanen ist die Auvergne übrigens auch berühmt für ausgezeichneten Käse, doch das ist eine andere Geschichte…

Quellen/interessanter Links:
http://www.vulkane.net/reportagen/auvergne.html
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Monts_du_Cantal

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4 Antworten

  1. Ingeborg sagt:

    Schööön, die Auvergne. Aber jetzt kommt an die Costa Blanca und genießt die wärmende Frühlingssonne. Wandern und laufen kann man hier auch.

    Bis bald

  2. Larissa Carelli sagt:

    How interesting and amazing!!! Hope you are doing well. A big hug.

    • bvision sagt:

      Hi Larissa
      Nice to hear from you. The volcanoes were awesome. Now we are looking for nice and warm weather, which is currently the case in Spain. We hope you are fine wherever you are and that we will see you again …

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