Auf Pisten am Rande der Pyrenäen
Wir bewegten uns mit Jupi die letzten Tage weiter am Fusse der Pyrenäen in der Region nördlich bis nordöstlich von Zaragossa und fahren hier verschiedene Schotter-Pisten ab. Die Strecken führen mehrheitlich über sanfte Hügel, wir befinden uns ja noch nicht wirklich in den Bergen. Die Landschaft ist zu dieser Jahreszeit eher braun und trocken, deshalb ist es recht staubig. Dass es trotzdem vor nicht allzu langer Zeit regnete, merkten wir an den verschiedenen Pfützen, die noch vorhanden waren. Staub und Pfützen bewirkent, dass unser rot-silbernes Bimobil EX366 immer schmutziger aussieht. Der Zustand der Pisten ist sehr unterschiedlich, manchmal perfekt ausplaniert, manchmal Wellblech und in steileren, exponierten Bereichen ab und zu auch ausgewaschen und etwas herausfordernder.
Immer wieder faszinieren uns die aussergewöhnlich geformten Berge und Hügel, wir fühlen uns fast etwas im amerikanischen Monument-Valley. Ob auch die Kulissen hier schon für Western benutzt wurden?
Es überrascht uns immer wieder, wie es nur wenige Fahrverbote gibt und man fast jeden Feldweg befahren darf. Die meisten Routen stammen aus unserem bereits in früheren Beiträgen erwähnten Büchlein «Pistentruck Spanien». Diesmal gab es allerdings zwei Routen, wo es in der Zwischenzeit Abschnitte mit Fahrverboten gibt. Deshalb sind wir die SP-1 genannte Route, die nur ca. 19km lang ist, mit dem Velo abgefahren. Zu unserem Schreck waren unsere Citybikes, obwohl wir sie mit einer Persenning zugedeckt haben, von oben wie Sattel bis unten wie Kette und Räder total schmutzig, voll von Staub. Doch der Staub findet ja bekanntlich jede Ritze und bei uns ist diese Ritze, die offene Seite zur Rückwand, ca. 2m2 gross… Zuerst mit Luftdruck und dann mit Wasser reinigten wir deshalb unsere Göpel, danach gab es noch etwas WD40 auf die Kette.
Auf unserer Velotour entdeckten wir einmal mehr, dass wir auf diese Weise noch viel mehr von der Landschaft mitbekommen, viel mehr sehen und auch öfters anhalten um etwas genauer anzuschauen. Bei der SP-2 genannten Route waren die letzten 2.7km zu einem Stausee geschlossen. Der befahrbare Teil dieser Route hatte es in sich, war sie doch recht steil und teilweise extrem Wellblech. Erst auf dem Rückweg reduzierten wir den Luftdruck und merkten, was dies für einen grossen Vorteil bringt, wie die Pneus eindeutig besser griffen und auch sonst die Fahrt viel angenehmer wurde. Und am Ende der Route waren wir einmal mehr um unseren im Motorraum eingebauten Kompressor froh, mit dem wir den Luftdruck wieder von 3 auf 5 Bar erhöhen konnten.
Strukturen aus der Luft
Zwischen den Pisten hatte es oft kleine, bereits abgemähte Kornfelder, die aus der Luft interessante Strukturen aufwiesen. Viel Felder sind aber noch nicht abgemäht und werden mit sich drehenden grossen Anlagen bewässert, auch dies ein interessantes Motiv aus der Luft.
Wasser
Das Wasser für die Bewässerung der vielen Felder wird in Stauseen gesammelt und dann über lange Kanäle und teils grosse Brücken (Aquädukte) herantransportiert. Bereits die Ägypter und Griechen, aber vorallem die Römer benutzten solche Wasserbrücken zum Transport von Wasser über Gräben und Täler. Heute benutzen wir meist Druckrohrleitungen und können damit Niveauunterschiede sehr einfach ausgleichen aber für diese speziellen Anwendungen scheint das Aquädukt immer noch ein probates Mittel zu sein.
Wallfahrt
Unterwegs haben wir ein deutsches Ehepaar getroffen, das ebenfalls mit seinem 4×4 Camper Pisten abfährt. Sie haben ein Woelcke-Wohnmobil auf einem fünf Tonnen Sprinter, also einiges schwerer, aber auch länger und höher als unser Bimobil EX366, auch hat ihr Fahrzeug hinten Zwillingsbereifung. Sie erzählten uns, dass sie auch in den Pyrenäen selber ein paar Routen abgefahren haben und zeigten uns die Tracks auf einer Karte. Neben dem Buch «Pistentruck Spanien» vom MDMOT-Verlag benutzen sie noch das Buch «Offroad Tourenbuch Pyrenäen» vom Verlag Pistenkuh. Diese Buch deckt ein breiteres Spektrum von Routen resp. Fahrzeugen ab, vom Geländefahrzeug wie ein Land Rover bis zu einem Unimog und noch grössere Fahrzeuge. Für jede Route wird angegeben, für welche Fahrzeuge sie geeignet ist und welchen Schwierigkeitsgrad sie besitzt.
Wir sind jetzt unterwegs in die Pyrenäen hinein und möchten dort noch die eine oder andere Route abfahren. Dabei kamen wir am Marienwallfahrtsort Torreciudad vorbei, scheinbar sehr berühmt, der Papst war auch schon hier – nun also auch wir.
Je nach Blickwinkel sieht der grosse Komplex wie ein buddhistisches Kloster im Himalaya-Gebirge aus und weniger wie eine christliche Kirche. Gemäss Wikipedia stand hier seit dem 11. Jahrhundert eine Einsiedelei. Die Wallfahrtsstätte wurde 1975 vom Gründer von Opus Dei errichtet, einer teilweise umstrittenen Organisation innerhalb der katholischen Kirche, die sehr fundamental konservative Ansichten vertritt.
Die ganze Anlage ist eine Wucht. Von weitem glaubte ich zuerst, es handle sich um rötliche Betonbauten, doch beim Näherkommen bemerkte ich, dass die Gebäude, aber auch Säulen, Verzierungen und sonstige Elemente aus Sichtmauerwerk bestehen, aus zehntausenden von Backsteinen. Die Anlage ist extrem grosszügig, d.h. für sehr viele Pilger ausgelegt, während unseres Besuches hatte es allerdings nur wenige Leute. Überall auf dem Gelände befanden sich auch Trinkwasserspender und ich wollte damit unsere Wasserflaschen füllen, doch das Wasser schmeckte chlorhaltig – Test nicht bestanden.